Hinduismus

Der Hinduismus ist mit fast 1,1 Milliarden Anhängern (etwa 15% der Weltbevölkerung) nach demChristentum (rund 31%) und dem Islam(rund 23%) die drittgrößte Religion der Erde. Seinen Ursprung hat er in Indien Anhänger dieser Weltanschauung werden Hindus genannt. Die meisten Gläubigen gehen davon aus, dass Leben und Tod ein sich ständig wiederholender Kreislauf (Samsara) sind, und glauben an eine Reinkarantion

Genau genommen besteht der Hinduismus aus verschiedenen Religionen, die sich teilweise mit gemeinsamen Traditionen überlagern und gegenseitig beeinflussen, in heiligen Schriften, Glaubenslehren, der Götterwelt und Ritualen aber Unterschiede aufweisen.
Weltweit gibt es fast 1,1 Milliarden Hindus, davon rund 92 % in Indien, wo sie mit über 80 % die Mehrheit der Bevölkerung bilden.
 

Der Hinduismus ist keine einheitliche Religion. Indologen und Religionswissechschaftler verwenden häufig den Begriff Hindu-Traditionen oder Hindu-Religionen. Der Begriff Hinduismus umfasst einen Komplex religiöser Traditionenund gesellschaftlicher Phänomene, die teilweise sehr unterschiedliche sozioökonomische, historische und geographische Bedingungen haben.

Das Wort „Hindu“ stammt aus dem Persischen und bezeichnet im Singular den Fluss Indus (der im Sanskrit wiederum Sindhu heißt). Als geographische Bezeichnung kommt dieses Wort somit schon in den altpersischen Inschriften der Achämiden vor. Als die Griechen unter Alexander dem Großen 326 v. Chr. in den indischen Subkontinent vordrangen, bezeichneten sie den Fluss „Indos“ und die Bewohner des Landes „Indoi“, wovon sich das Wort Inder ableitet.

Mit dem Vordringen der Muslime in den Sindh ab 711/12 n. Chr. wurde die einheimische Bevölkerung Hindus und das Land als „Al Hind“ genannt. Dies hatte auch steuertechnische Gründe, da Nicht-Muslime eine zusätzliche Steuer zu zahlen hatten, die sogenannte Kopssteuer. Somit gab es im westlichen Teil Indiens ab dem 8. Jahrhundert zwei Steuerkategorien: Muslime und Hindus. Diese aus der Steuerverwaltung entsprungene Bezeichnung wurde von allen nachfolgenden Herrscherdynastien weitergeführt, zuletzt von den Engländern, die die Strukturen der Mogulverwaltung übernahmen. Die Hindu-Identität konstruiert sich damit besonders durch ihr Verhältnis zu den herrschenden Muslimen als Nicht-Muslime.

In der englischen Kolonialzeit entstand die künstliche Unterscheidung zwischen „Inder“ im säkularen und „Hindu“ im religiösen Sinn, im Unterschied zu Muslimen und Christen. Davon abgeleitet entstand „Hinduismus“ als Sammelbegriff für indische Religionen. Man bemerkte anfangs nicht, dass es sich um mehrere Religionen mit sehr verschiedenen Vorstellungen handelte, da die Anhänger dieser Religion absolut selbstverständlich und friedlich miteinander lebten.

Innerhalb des Hinduismus gibt es monotheistische, dualistische und polytheistische Richtungen, Gottheiten erscheinen als persönliche oder unpersönliche Wesen. Die Hindu-Religionen verfügen weder über ein gemeinsames Glaubensbekenntnis noch über eine zentrale Institution, die Autorität für alle Hindus hätte. Nur einzelne Richtungen gehen auf einen bestimmten Gründer zurück. Die Ausprägung der indischen Philosophie und sogar die Gottesvorstellungen sind in den einzelnen Strömungen sehr verschieden, auch die Ansichten über Leben, Tod und Erlösung (Moksha) stimmen nicht überein. Der Priesterstand kann sowohl dem Brahmanentum als auch niedrigeren Kasten angehören, teilweise besteht er auch aus sogenannten Unberührbaren. Für den persönlichen Glauben haben religiöse Lehrer (Gurus) oft einen großen Stellenwert. Trotz aller Unterschiede können Hindus der verschiedenen Richtungen weitgehend gemeinsam feiern und beten. „Einheit in der Vielfalt“ ist eine oft verwendete Redewendung im heutigen Hinduismus

Oft wird der Hinduismus mit der Kastenordnung in Verbindung gesetzt. Demnach spielt die rituelle Reinheit eine wichtige Rolle in der sozialen Hierachie. Grundsatz der Kastenordnung ist, dass die Lebewesen von Geburt an nach Aufgaben, Rechten, Pflichten und Fähigkeiten streng voneinander getrennt sind.

Nach dem Ethnologen Louis Dumont ergibt sich die Zugehörigkeit zum Hinduismus aus der Geburt in die Kastengesellschaft. Allerdings herrscht keine Einigkeit über Wesen, Umfang und Erscheinungsformen der Kasten. Laut David Mandelbaum sei der Begriff für so viele soziale Systeme verwendet worden, dass es fast besser sei, auf ihn ganz zu verzichten. Axel Michaels äussert sich ebenso kritisch zur Verwendung des Begriffs „Kaste“, da dieser nicht indischen Ursprungs ist. Declan Quigley weist darauf hin, dass Kastenhierarchien regional und lokal ganz unterschiedlich konstruiert und oft umkämpft sind. Des Weiteren bieten zahlreiche Bhakti-Traditionen die Verwirklichung religiöser Ziele unabhängig von Kaste und Geschlecht. In den zahlreichen ethnographischen Werken entwickelten die europäischen Kolonialbeamten eine „Sammelwut“, „mit der Menschen fast wie Schmetterlinge archiviert wurden“.

Die klassische Ständeordnung gliedert sich in vier „Hauptkasten“, sogenannte Varnas (wörtlich „Farben“), von denen jede mit einer Farbe assoziiert wird:

  1. Brahmanen: Farbe Weiss; oberste Kaste; Priester und Gelehrte
  2. Kshatryas: Farbe Rot; die Kriegerkaste; Krieger, Aristokraten, Landbesitzer
  3. Vaishyas: Farbe Gelb; Händler, Geschäftsleute, Handwerker
  4. Shudras: Farbe Schwarz; Diener, Knechte, Tagelöhner
Unterhalb der vier Hauptkasten sind die Dalits, die auch als „Unberührbare“ bezeichnet werden, woraus eine gewisse Diskriminierung und Ausgrenzung resultiert. Diese führen „unreine“ Tätigkeiten aus, damit die Kastengesellschaft ihre Werte der Reinheit aufrechterhalten kann. So sind sie es, die üblicherweise Fäkalien, Müll, Überreste verstorbener Tiere und Leichen entsorgen bzw. beseitigen
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